Dienstag, 7. Februar 2017

Unsere Hälfte des Himmels von Clarissa Linden [Rezension]



Beschreibung:


Broschiert: 448 Seiten
Verlag: Knaur TB (10. Januar 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426519011
ISBN-13: 978-3426519011
Preis eBook: 9,99 €
Preis broschiert: 9,99 €

Inhalt:

Ein großer Schicksals-Roman über 2 Frauen und ihren Traum vom Fliegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und über eine dramatische Mutter-Tochter-Beziehung.
Frankfurt in den 30er Jahren: Johanna und Amelie sind dicke Freundinnen, die eine gemeinsame Sehnsucht verbindet: Sie wollen Pilotinnen werden und den Himmel erobern. Doch dieser Traum scheint im Deutschland der Nazi-Zeit unmöglich zu sein. Trotzdem halten beide zunächst an ihm fest – bis Amelie sich in Johannas Fluglehrer verliebt. Ein folgenschwerer Verrat trennt die beiden Freundinnen schließlich für immer.
Kassel in den 70er Jahren: Amelies Tochter Lieselotte, die zu ihrer Mutter stets eine sehr distanzierte Beziehung hatte, wird plötzlich mit deren aufregender Vergangenheit konfrontiert. Allmählich lernt sie eine Amelie kennen, die sie hinter der kühlen Fassade niemals vermutet hätte – und ihr wird klar, dass diese Erkenntnis ihr eigenes Leben verändern wird.

Historisch fundiert, dramatisch und mitreißend: Ein Roman über ungelebte Träume, Frauen-Freundschaft und die erste Beziehung im Leben einer Frau – die zu ihrer Mutter.


Rezension:

Dieser Roman reizte mich vor allem wegen seinem Klappentext. Dieses Thema hatte ich in Zusammenhang mit der Zeit des Nationalsozialismus noch gar nicht betrachtet. 
Das Buch begann für mich zunächst verwirrend. Ich brauchte ein paar Seiten, um den Faden aufzunehmen. Im Nachhinein betrachtet war dieser Einstieg aber sehr gut gewählt.
Die Autorin hat hier sehr ausdrucksstarke Charaktere geschaffen, wobei jeder Einzelne mich auf seine ganz eigene Weise faszinierte. Bleiben wir zunächst in der Vergangenheit hier haben wir Amelie und Johanna. Johanna ist mir am unsympathischsten gewesen, denn sie ist wirklich der Egoismus in Person. Die Welt sollte sich am besten nur um sie drehen und der Verlauf der Geschichte enthüllt zu was sie wirklich fähig ist, nur um ihren Willen zu bekommen. Es ist wirklich erschreckend welchen Weg sie hier wählt. Amelie in jungen Jahren hingegen war mir sehr sympathisch. Sie war ein Mädchen, welches seine Träume hat und diese mit den ihr möglichen Mitteln verfolgt. Sie hat ein einfühlsames Wesen und die Menschen, die ihr nahe stehen, sind ihr sehr wichtig und sie würde alles für sie tun. Ich konnte mit ihr fühlen, leiden und dank des wunderbaren Schreibstils der Autorin auch ihre Entwicklung über die Jahre sehr gut nachvollziehen. 
In der Gegenwart begleiten wir Lieselotte auf ihrem Weg der "Erkenntnis". Lieselotte war mir zu Beginn noch etwas unsympathisch. Sie könnte man zu Beginn schlicht als graue Maus bezeichnen. Sie ist eine folgsame Ehefrau, die jedoch beginnt nach und nach ihr Leben in frage zu stellen. Diesen Weg, den sie für sich wählt und welche geschichtlichen Entdeckungen sie dabei macht haben mich wirklich gefesselt und begeistert. 
Die Autorin hat hier eine Geschichte um einen historischen Hintergrund erschaffen, die mich immer mehr mitgerissen hat je weiter die Handlung voran schritt. Durch die zwei Handlungsstränge in den zwei Zeitebenen hat das Buch eine ganz eigene Dynamik. Man begibt sich mit Lotte auf eine geschichtliche Entdeckungsreise. Immer wieder kommt ein Puzzleteil hinzu und die Geschichte gewinnt an Umfang. Gleichzeitig erfahren wir durch den Handlungsstrang 1935 mehr zu den von Lotte recherchierten Ereignissen und erleben die Welt aus Amelies Sicht. Ich fand das äußerst spannend. 
Das Thema Fliegen und Frauen zur Zeit des Nationalsozialismus war mir vor diesem Buch gar nicht bewusst. Aber hier hat Clarissa Linden wirklich ausführlich recherchiert und an den Leser ihr Wissen weitergegeben, dabei wirkt es in keinster Weise wie ein Sachbuch oder eine wissenschaftliche Arbeit. Es ist wunderbar gefühlvoll und die Schrecken dieser Zeit werden sehr bildlich dargestellt. Es wird aber auch auf die Schwierigkeiten für die Frauen im Jahr 1971 aufmerksam gemacht. Und mir als Leserin wird wieder einmal bewusst, dass wir Frauen in der heutigen Zeit unsere Freiheiten gar nicht zu schätzen wissen oder sie als solche gar nicht wahrnehmen, weil sie für uns selbstverständlich sind. 
Dieser Roman hat wirklich alles für ein aufregendes Leseerlebnis. Dem Leser werden historische Fakten in einer emotional starken Schilderung nahe gebracht und für das Herz der Frau gibt es auch eine Portion Liebe. Ich war wirklich bewegt und das ein oder andere Tränchen ist auch gekullert. Wirklich ein sehr starker Roman, den man auf jeden Fall gelesen haben sollte. 

Bewertung: